WestfalenBeweger - Die Preisträger von 2016

1. Preis 2016 (10.000€):
Flüchtlingshilfe Neue Nachbarn Arnsberg
Projekt: Neue Nachbarn Arnsberg

Den Zugang zu seiner neuen Nachbarschaft zu finden ist mitunter nicht immer leicht. Noch schwieriger wird dies, wenn Sprach- und Kulturraum zusätzliche Barrieren darstellen. Die Initiative „Neue Nachbarn Arnsberg“ erkannte ab 2015, dass die Integration von Flüchtlingen in die Stadtgesellschaft mittels gezielter Projekte eine große Bereicherung für alle darstellt. Die Motivation war – und ist anhaltend ­­– Menschen dabei zu unterstützen, Teil der Gesellschaft zu werden und ein neues Zuhause zu finden. In Kooperation mit der Stadt Arnsberg und ehemaligen Flüchtlingen entstand ein bemerkenswertes Integrationsprojekt, welches zum Nachahmen inspiriert. Der Sieger des WestfalenBewegers 2016 zeigt, wie dies mit unermüdlichem Engagement umgesetzt wurde.

Nach den Terroranschlägen in Paris 2015 gründete Moneer Alshikh aus Damaskus die Initiative Neue Nachbarn Arnsberg als ehrenamtliche Selbstorganisation, um ein Zeichen gegen den Terrorismus zu setzen. Mittels seiner unnachahmlichen Energie und mitreißenden Worte warb er in den kommenden Monaten zahlreiche ehrenamtlich Helfende an und suchte den Kontakt zur Stadt Arnsberg. Seine Vision: den Flüchtlingen die Ankunft und Integration in die Gesellschaft und der neuen Kultur zu erleichtern, auch durch das gegenseitige Kennenlernen. Die Zugewanderten sollen nicht nur als Flüchtlinge wahrgenommen werden, sondern Teil der Nachbarschaft werden.

Realisiert wird dies durch die Stadt Arnsberg und eine vielfältige Gruppe ehemaliger Flüchtlinge und Ehrenamtliche, die den Neuankömmlingen helfen, ein neues soziales Umfeld aufzubauen. In verschiedenen Gruppen wird sich so mit Medienpräsenz, Übersetzer-Tätigkeiten und Unterstützung bei Gartenarbeiten oder Umzügen eingebracht. Weitere Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung ist die Kooperationsbereitschaft der Stadt Arnsberg. Diese verstand die Zusammenarbeit mit der Initiative als neue Form der Koproduktion und stellte technische und räumliche Ausstattung im Rathaus zur Verfügung. Dadurch können mittels Videos über soziale Medien wie Facebook erklärende Texte und Videos verbreitet, aber auch mehrsprachige Flyer für Neuankömmlinge gedruckt werden.

Die Betreuung der Flüchtlinge durch die Ehrenamtlichen gestaltete sich dabei als Wegbegleitung auf Augenhöhe. So entstehen immer wieder kleinere kreative Projekte und Aktionen. Aber auch langfristige Projekte, wie das monatliche Treffen Sprechen vom Herz für geflohene und in Arnsberg lebendende Frauen zeigt den anhaltenden Bedarf.

Die Initiative wirkt dabei wie ein Bindeglied zwischen Stadtverwaltung, Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und den Flüchtlingen selbst. Durch die Offenheit und Freundlichkeit der Neuen Nachbarn Arnsberg wird die Gemeinschaft des Ortes gestärkt. Anfängliche Skepsis gegenüber kulturellen Unterschieden weichen Interesse, Freundschaft und gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Dadurch konnten Kooperationen mit Sportvereinen und Kulturträgern, Angebote für das bürgerschaftliche Engagement sowie Hilfestellungen bei Arztbesuchen und Behördengänge umgesetzt werden. Weiter kann die Initiative als großartigen Erfolg die Vermittlung beruflicher Praktika, Ausbildungsplätze und Umzüge in private Wohnungen für sich verbuchen.

Mit ein Grund, das Projekt als Sieger des WestfalenBewegers auszuzeichnen, war neben der beeindruckenden Motivation aller Beteiligten der Aspekt der Übertragbarkeit auf andere Städte. Zudem zeigt das Projekt vorbildhaft, welches Potenzial in der interkulturellen Verständigung liegt, wenn Zuwanderung als Chance begriffen wird.

1. Preis 2016 (10.000€):
Dorfverein Hützemert e.V.
Projekt: Treffpunkt Alter Bahnhof

Ein buntes Treiben von Menschen, unterbrochen durch pfeifende Zuggeräusche, ein Treffpunkt zum Austausch und Wiedersehen, all das gehörte zu der Betriebsamkeit des Bahnhofs Drolshagen-Hützemert. Im Jahr 1979 wurde das Bahnhofsgebäude stillgelegt und verlor damit seine Funktion als Dorfmittelpunkt. Ende des Jahres 2008 wurde bei der Dorfversammlung von Hützemert ein Entschluss gefasst – der aus dem Jahr 1903 stammende Bahnhof soll renoviert werden. Ein Dorftreffpunkt soll hier entstehen und der Bahnhof für die Nachwelt erhalten werden. Der erste Sieger des WestfalenBewegers 2016 zeigt, wie Denkmalschutz durch gemeinschaftliches Engagement zukunftsorientiert umgesetzt wird. 

Nach dem Entschluss der Dorfgemeinschaft folgte die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes sowie die Suche nach Unterstützung für das Vorhaben. Im Jahr 2012 wurde der nahegelegene Wegeringhauser Tunnels im Jahr 2012 als Bestandteil des neuen überregionalen „Bergischen Panoramaradwegs“ fertiggestellt. Dies kam besonders gelegen, da durch die Einrichtung des Radwanderwegs der nahegelegene alte Bahnhof eine ideale Lage als potenzielle Raststätte und Dorfhaus für Einheimische und Reisende bot. Mit Unterstützung von zahlreichen Institutionen, aber besonders durch viel ehrenamtliche Hilfe der Dorfgemeinschaft, wurden die Pläne im Rahmen der Regionale 2013 im Bereich Land-Leben-Heimat vorgestellt, umgesetzt und in einer großen Feier im September 2014 zur Nutzung freigegeben. 

Zuvor baute die Dorfgemeinschaft Hützemert das ehemalige Stationsgebäude vom Bahnhof zu einem Dorfhaus mit bewirtschafteter Raststation (Jausenstation) in nur dreizehnmonatiger Umbauzeit um. Dabei wurden rund 600.000 Euro inklusive der immensen Eigenleistung der Ehrenamtlichen investiert. Und das erfolgreich – für die Fassadenrenovierung des Gebäudes wurde der 1. Preis im Wettbewerb „Schönheit des Schiefers“ verliehen. Weiter wurde das Gebäude in die Denkmalliste auf Drolshagener Gebiet der Stadt eingetragen und auch die NRW-Stiftung machte durch ihre Unterstützung deutlich, dass das Projekt einen Gewinn für das Dorf und die Region selbst bedeutet.

Im Jahr 2016 fasste der Verein erneut den Entschluss, den Bahnhof zu verschönern – eine Bahnsteigüberdachung sollte das Gebäude vervollständigen. Dafür fehlten allein rund 5000 Euro an Materialkosten, die trotz unermüdlichem Engagement des Vereins und seiner Mitglieder nicht selbstständig gestemmt werden konnten. Mit Hilfe des Preisgeldes des WestfalenBeweger-Wettbewerbs wurde dieses Vorhaben erfolgreich umgesetzt. 

Und so erinnern auch heute noch in Hützemert die Bahnsteiglampen, die Namenstafel am Empfangsgebäude, der Güterschuppen und alte Wagons daran, dass im Gebäude einst ein buntes Treiben herrschte. Das erhaltenswerte und sanierte Gebäude wurde durch seine Umfunktionierung zu einem attraktiven Freizeitort. So bietet es Raum für Lesungen, Konzerte, aber auch private Feiern, sogar Hochzeiten finden in dem alten Bahnhofsgebäude statt. Neben Rastmöglichkeiten und einem sozialen Treffpunkt zeigt das Projekt besonders, wie Denkmalschutz aktiv gelebt werden kann. 

2. Preis 2016 (5.000 €):
Gelsenkirchen packt an ! Warm durch die Nacht e.V.
Projekt: Unterstützung und Versorgung bedürftiger und obdachloser Menschen in Gelsenkirchen

In der Stadt Gelsenkirchen mit einer Einwohnerzahl von rund 260.000 Personen und einer Arbeitslosenquote von rund 15 Prozent leben viele Menschen am Rande der Armutsgrenze oder bereits unterhalb dieser. Oft reicht gerade am Monatsende das Einkommen nicht mehr zur Deckung des täglichen Lebensunterhaltes aus. Der Verein „Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht e. V.“ hat sich der Unterstützung und Versorgung von bedürftigen und obdachlosen Menschen in Gelsenkirchen verschrieben und zeigt, dass kleine Taten große Wirkung haben können.

Pünktlich um 18.30 Uhr treffen sich die Ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer am Gelsenkirchener Bahnhofsvorplatz. Gemeinsam werden in einem angrenzenden Lager Kaffee und Suppe gekocht, Brötchen belegt und zwei Bollerwagen beladen. Damit gerüstet ziehen die Ehrenamtlichen los, um obdachlosen und bedürftigen Menschen das ein oder andere Heißgetränk, aber auch ein offenes Ohr für ihre Probleme zu schenken. Auf den wöchentlich bis zu sechsmal stattfindenden Touren können bis zu 50 Gäste in den Abendstunden mit heißen Getränken und Fertigmahlzeiten, Konserven, Obst, Süßigkeiten, Hygieneartikeln und Kleidung versorgt werden – Tendenz steigend.

Obwohl es für diese Menschen in Gelsenkirchen einige Hilfsangebote gibt, schließt der Verein „Gelsenkirchen packt an! – Warm durch die Nacht e.V.“ dadurch eine Versorgungslücke in der Stadt. Das oberste Ziel des Vereins ist es, Hilfe sehr niederschwellig anzubieten. Wer Hunger und Durst hat, wird ohne weitere Nachfragen vom Team versorgt. Dabei steht aber nicht nur die materielle Zuwendung im Vordergrund, denn ein persönliches Gespräch auf Augenhöhe ist meist genauso wichtig. Die Menschen finden am Rande der leistungsorientierten Gesellschaft oft nur wenige Zuhörende für ihre Sorgen, Probleme und Nöte. Durch das mobile Hilfsangebot können diese ohne Angst und Scheu mit den Helfenden besprochen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite gestanden werden. Ergänzend hierzu werden Sonderveranstaltungen organisiert. Beispielsweise finden so an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern gemeinsame Mahlzeiten statt. Oftmals sind diese Tage für die Bedürftigen besonders schwer, der Einsamkeit und Kälte wird an dieser Stelle mit den gemeinschaftlichen Essen und Trinken entgegengewirkt.

Finanziert werden die Touren und Veranstaltung durch Spenden der Gelsenkirchener Bevölkerung und ortansässigen Firmen. Mit dem Preisgeld des zweiten Platzes aus dem WestfalenBeweger-Wettbewerb konnten 2016 die Instandsetzung der Lagerräume, die Anschaffung von Zubehör, wie Kaffeekannen, Töpfe und die Anschaffung von Verbrauchsgütern finanziert werden. Fortlaufend werden allerdings finanzielle Förderung und Spenden benötigt, um auch zukünftig das beachtliche Engagement auf Gelsenkirchens Straßen zu erhalten. Des Weiteren ist der Verein immer auf der Suche nach aktiven Unterstützerinnen und Unterstützern, die die Abendstunden in Gelsenkirchen zu einem freundlicheren Ort werden lassen.

2. Preis (5.000 €):

Auf den ersten Blick stellt das kleine Haus am Südgraben 28 in Iserlohn ein recht typisches Bürgerhaus der Stadt dar: traufenständig, zweigeschossig, ein hohes Dachhaus und eine Ladegaube. Es befindet sich als Teil einer Häuserzeile in unmittelbarer Nähe der niedergelegten ehemaligen Stadtmauer und geriet mit der Zeit in Vergessenheit. So drohte das seit 1987 leerstehende Häuschen – der Begriff ist hier durchaus angebracht bei einer Wohnfläche von 36 m2 – zu zerfallen. Wegen langer Zeit unterbliebener Instandhaltung war es in tragenden Teilen massiv geschädigt und schien in seiner Bausubstanz stark gefährdet. In letzter Minute kam dem drohenden Abriss des Häuschens der Ankauf des aus der gleichnamigen Initiative gegründeten Vereins `Iserlohn – denkmal ́ e. V. im Jahr 2015 zuvor. Ein zweiter Blick offenbarte dann Überraschendes für die neuen Eigentümer…
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Historische Aufnahme des Hauses am Südengraben 28 in Iserlohn, Foto: Iserlohn-DenkMal e.V.

3. Preis (2.000€):
Caritasverband Haltern am See e.V.
Projekt: Pro anima – Prävention für Kinder von psychisch-/suchtkranken Eltern

Das Präventionsprojekt Pro anima aus Haltern am See setzt sich deshalb seit 2015 aktiv für die Förderung und den Schutz der Kinder von psychisch erkrankten oder abhängigen Eltern ein. Wesentliche Ziele des Projektes sind, die Auswirkungen der elterlichen Erkrankung auf die kindliche Entwicklung zu mildern und die Familie wieder als System zu festigen. Die Projektidee hat sich im Jahr 2007 aus der täglichen Arbeit des sozialpsychiatrischen Dienstes und der Suchtberatung entwickelt. Während die betroffenen Elternteile fachliche Betreuung erfahren, stehen für die Kinder keine Mittel von der Krankenkasse oder Jugendhilfe zur Verfügung. Bei dem Austausch mit örtlichen Einrichtungen der Gesundheits- und Familienhilfen, Weiterbildungen und eines kreisweites Präventionsprojekt “Kinder psychisch kranker Eltern” der Fachhochschule Paderborn wurde die Projektidee und Relevanz bestätigt.

Das Projekt wird seitdem in Kooperation mit dem Vestischen Gesundheitsdienst, der haupt- und ehrenamtlichen Gemeindecaritas und der Suchtberatung und Jugend- und Familienhilfe des Caritasverbandes Haltern am See umgesetzt. Der Träger ist dabei der Caritasverband Haltern am See. Seit Oktober 2015 arbeiten in der Projektgruppe zwei ehrenamtliche und drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Team unterstützt Pro anima bei allen organisatorischen und fachlichen Angelegenheiten in der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Spendenakquise. Diese ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Arbeit, da sich das Projekt im Wesentlichen über Spenden örtlicher Verbände, Institutionen und Gruppen finanziert.

Neben der Kind- und altersgerechten Informationsvermittlung zu psychischen Erkrankungen und Sucht, wird konkret die Stärkung der gesunden Kräfte innerhalb der Familie angestrebt. Dafür wird Unterstützung beim Aufbau eines sozialen Netzes für die Familie durch Ansprechpartner und Hilfe in Krisensituationen angeboten. Ganz individuell kann durch Pro anima auf Kinder und Eltern in den spezifischen Krisensituationen eingegangen und geholfen werden.

Durch seinen präventiven und nachhaltigen Ansatz stellt das Projekt einen vorbildhaften Ansatz dar. Die Lebenssituation aller Beteiligten wird nachhaltig für die Zukunft verbessert und eine Abwärtsspirale unterbrochen, die psychische Krankheiten und Suchterkrankungen oftmals mit sich bringen. Ein Projekt, welches zum Nachdenken und Nachmachen anregt und den kleinsten Mitgliedern unserer Gesellschaft – den Kindern ­– eine Zukunftsperspektive ermöglicht.

Foto: Pro anima, Caritasverband Haltern am See e.V.

3. Preis (2.000€):
Diakonisches Werk im Ev. Kirchenkreis Herford e.V.
Projekt: Lenkrad- Sattel- Pedale

Eine Fahrradwerkstatt und Flüchtlingsarbeit – das Diakonische Werk im Ev. Kirchenkreis Herford e.V.  zeigt 2016 vorbildhaft wie Migration und Integration gemeinsam mit Geflüchteten in Herford gestaltet wird. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass die Fahrradwerkstatt „Lenkrad-Sattel-Pedal“ den dritten Preis bei dem WestfalenBeweger Wettbewerb und ein Preisgeld von 2.000 Euro erhalten hat. Doch warum kann ausgerechnet eine Fahrradwerkstatt zu erfolgreicher Migrationsarbeit beitragen?

Das Diakonische Werk im Ev. Kirchenkreis Herford befasst sich schon seit drei Jahrzehnten mit dem Thema Integration und Migration. Menschen die nach Herford kommen, werden hier in der Fachberatung mit dem Schwerpunkt Migration beraten und begleitet. Dadurch entstehen intensive Kontakte zu den in Not geratenen Menschen. Im Jahr 2016 lebten in Herford ca. 400 neu zugewiesene Geflüchtete, die von der Initiative dezentral untergebracht wurden. Im seltensten Fall besitzen diese Menschen ein Auto. Für die Behördengänge, den Schulweg, aber auch die Freizeitgestaltung und Erkundung der neuen Heimat ist Mobilität wichtig.

An dieser Stelle setzt das Konzept Lenkrad, Sattel und Pedale ­der Fahrradwerkstatt des Diakonischen Werks im Ev. Kirchenkreis Herford an. In der Fahrradwerkstatt können die Geflüchteten unter Anleitung erfahrener Ehrenamtlicher gespendete Fahrräder reparieren. Dabei werden auch neue Fahrräder zusammengebaut, die zu einem symbolischen Preis erwerbbar sind. Das Fahrrad stellt hier eine kostengünstige nachhaltige Anschaffung dar, die Mobilität und besonders Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht. Doch damit nicht genug, denn durch die gemeinsame Arbeit in der Werkstatt finden Geflüchtete und Ehrenamtliche die Möglichkeit unkompliziert in Kontakt zu treten. Die Sprachkenntnisse werden so verbessert und neue Freundschaften geschlossen. Des Weiteren wird an so manches handwerkliches Geschick angeknüpft, darüber hinaus werden neue technische Fähigkeiten erlernt.

Durch die Initiative werden Perspektiven geschaffen, Kontakte geknüpft und Kooperationspartner gefunden, die Praktikumsplätze vermitteln können. Kurzum: die Fahrradwerkstatt ist viel mehr als  nur eine einfache Werkstatt. Sie steht für einen Begegnungsort, Hoffnung, aber besonders Freude und Spaß. Das Preisgeld des WestfalenBewegers unterstützte im Jahr 2016 die technische Ausstattung der Werkstatt. So kann auch in Zukunft fleißig geschraubt, gewerkelt und vor allem das soziale Miteinander in der Gesellschaft gestärkt werden.

3. Preis (2.000€):
Diakonie Paderborn-Höxter e.V. / IN VIA Paderborn e.V. (Träger der Bahnhofsmission Paderborn)
Projekt: Bahnhofsmission Mobil

Reisen und Mobilität durch Bahnfahren bedeutet für die meisten Menschen eine selbstverständliche alltägliche Tätigkeit. Für Menschen mit Assistenzbedarf, körperlich oder seelisch stellt diese Angelegenheit jedoch eine große Herausforderung dar. Unabhängig sein und sich mobil in den Regionalbahnen bewegen – die Bahnhofsmission Paderborn findet, das sollte jedem Menschen zustehen. Deshalb rief diese 2016 den Service Bahnhofsmission Mobil ins Leben, eine bemerkenswerte Initiative, welche durch die Arbeit von Ehrenamtlichen getragen wird. Einer der dritten Plätze des WestfalenBeweger-Wettbewerbs ging 2016 daher nach Paderborn. Ein Ausblick zeigt den erfolgreichen Projektverlauf aber auch die aktuellen Herausforderungen.

Im Jahr 2016 konnten durch das Preisgeld des WestfalenBeweger-Wettbewerbs Schulungen für neue Ehrenamtliche finanziert werden, die dringend aufgrund der hohen Nachfrage gebraucht wurden. Weiter wurden die Tascheninhalte für die zu begleitenden Personen mit Traubenzucker, Mineralwasser, Taschentüchern, Pflastern oder auch Mal- und Lesebüchern für Kinder ausgestattet. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie begleiteten so besonders geschulte ehrenamtlich Mitarbeitende regelmäßig Menschen mit Assistenzbedarf in den Regionalbahnen. So wurden zum Beispiel Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder einfach Menschen, die sich allein auf einer Reise mit dem Zug unsicher fühlen vom Bahnhof Paderborn aus zum Zielbahnhof begleitet. Mit Beginn der Corona-Pandemie wurden diese Begleitfahrten in den Zügen eingestellt, da die ehrenamtlichen Begleiter überwiegend zu den vulnerablen Gruppen gehörten. Im Verlauf der Pandemie beendeten auch einige Begleiter ihr ehrenamtliches Engagement. Aktuell wird versucht, neue Begleiter für dieses besondere Angebot der Bahnhofsmission Paderborn zu finden. Auch können seit Oktober 2021 wieder Begleitfahrten angeboten werden.

3. Preis (2.000€):
Begegnungszentrum Kinderhaus e.V.
Projekt: Westfalen für Anfänger

Im Jahr 2016 wollte das Begegnungszentrums Kinderhaus das Projekt „Westfalen für Anfänger“ starten. Viele Menschen, insbesondere Geflüchtete, fingen zu diesem Zeitpunkt in Westfalen ein neues Leben an und wurden schrittweise heimisch. Die Zielgruppe der ‚Anfänger‘ sollte dabei auch aus ‚einheimischen Deutschen‘ bestehen, für die bislang die Besuche in kulturellen Orten nicht von Interesse oder aus anderen Gründen möglich waren. Daher sollte durch das gemeinsame Projekt ein neuer Anfang gemacht werden und im Sinne des integrativen Ansatzes Menschen mit Migrationsvorgeschichte und Einheimische teilnehmen.

In Münster-Kinderhaus wohnten im Einzugsgebiet des Begegnungszentrums zum Zeitraum des Projektbeginns 70% Migrantinnen und Migranten und die Kinderarmuts- und SGBII-Quote war bei der letzten Erhebung zur ‚Sozialen Stadt NRW‘ die Höchste in NRW. Westfalen bietet eine besondere Vielfalt in seiner Kulturlandschaft. Die Museen, Ausstellungen, Konzerte, Theater, Tanz, Kleinkunst, Feste, Märkte und Events vielfach an bekannten kulturellen Orten, seien beispielhaft genannt.

In einer 18-monatigen Reihe wurden diese kulturellen Orte und Veranstaltungen mit den ‚Anfängerinnen und Anfängern‘ erschlossen. So wurden jeweilige inhaltliche Tagesveranstaltungen für Gruppen bis zu 50 Personen umgesetzt. Erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln und fachkundig geführt mit einfach verständlicher Sprache, wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die kulturellen Highlights Westfalens wie auch das Heimatmuseum im eigenen Stadtteil nähergebracht und wirkten im Sinne von Heimat identitätsstiftend.

Das Begegnungszentrum Kinderhaus als Träger kooperierte hierbei mit der Stiftung Westfalen Initiative sowohl bei der Programmplanung als auch bei den Tagesveranstaltungen. Für die Unterstützung der Fahrtkosten und Eintrittsgelder bzw. dem Angebot eines kleinen Imbisses wurde das Siegergeld des dritten Platzes beim WestfalenBeweger-Wettbewerb genutzt.

3. Preis (2.000€):
Freie Wohlfahrtsverbände Lippe u.a. Arbeitsgemeinschaft
Projekt: „Ankommen in Lippe“

Seit jeher ist Deutschland ein Einwanderungsland, die Zuwanderung ist ein fester Bestandteil unserer Geschichte und bildet die Grundlage der Gesellschaft in der wir heute leben. Durch Krieg aber auch durch Arbeitssuche kamen und kommen fortlaufend Gastarbeitende, Kriegsflüchtlinge und Asylsuchende in Deutschland an. So auch im Kreis Lippe, der sich ohne diese Zuwanderung nicht so erfolgreich weiterentwickelt hätte. Dafür ist das Ankommen in der neuen Heimat und der dort vorhandenen Gemeinde grundlegend. Allein 2019 wurden im Kreis Lippe 8098 Geflüchtete gezählt. Doch welche Hilfsangebote können beansprucht werden? Wie leben sich die Menschen ein? Wie gut klappt die Zusammenarbeit in den Gemeinden vor Ort? Wie können Hilfsangebote vernetzt und besser sichtbar gemacht werden? Das sind nur einige der Fragen die die Initiative „Ankommen in Lippe“ seit 2016 stellt und nachgeht.

Zahlreiche Initiativen, Institutionen, Unternehmen und Verwaltungen leisten wertvolle haupt- und ehrenamtliche Arbeit in der Migrationsarbeit. Die Koordination und Vernetzung der einzelnen Organisationen fehlen jedoch oftmals in der Vergangenheit. An dieser Stelle stellen die Partner der Initiative durch ihre Organisationen und Institutionen eine konstruktive Begleitung der Zuwanderung im Kreis Lippe sicher. Dadurch soll das Thema Migration und Flucht als Bereicherung verstanden und für eine positive Grundstimmung gesorgt werden. Um dies zu erreichen, bündelt und koordiniert die Initiative unter ihrem kommunikativen Dach die unterschiedlichen Hilfsangebote der Partner. Diese sichtbar zu machen, aber auch durch einen gemeinsamen Ansprechpartner zu stärken, setzt ein starkes Zeichen gegen rechte Gruppierungen.

Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für das Thema nachhaltig zu sichern ist eine fortlaufende finanzielle Unterstützung wichtig. Das Preisgeld der Westfalen-Initiative von 2000 Euro kam da genau zur richtigen Zeit.

Seit 2016 ist so einiges geschehen. So wurde eine Werbestrategie entworfen, Werbemittel verteilt und viele neue Partner und Unterstützende für das Projekt angeworben. Durch die Größe und Vernetzung der Partnerorganisationen und deren Vernetzung ist es gelungen, dass die Initiative im Kreis flächendeckend bekannt ist und die Botschaft der Partner in Einrichtungen (Kitas, Altenheime, öffentliche Verwaltungen, etc.) sichtbar sind. Damit wurde die Basis für eine nachhaltige Kampagne geschaffen. Darüber hinaus wurden Diskussionsveranstaltungen, Spendenaufrufe zur Unterstützung von ehrenamtlichen Initiativen, Kulturveranstaltungen etc. umgesetzt. Weiter wurde ein Pool von Referentinnen und Referenten zu den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Partner gebildet. Diese bieten allen interessierten Organisationen, Vereinen, Initiativen kostenlose Inputs und Beratungen rund um das Thema „Flucht, Umgang mit Geflüchteten, etc.“ an.

Gemeinsam ein Zeichen für Vielfalt setzen, zeigen wie erfolgreiche Integration funktioniert und das ohne staatliche oder institutionalisierte Hilfe – damit erfüllt das Projekt alle wesentlichen Kriterien des WestfalenBeweger-Wettbewerbs. Die Stiftung Westfalen-Initiative freut sich dieses vorbildhafte bürgerschaftliche Engagement unterstützen zu dürfen und wünscht weiterhin gutes Gelingen.