Projektverantwortliche:
Rebecca Melzer

GEEG: Gemeinsam erziehen in Elternhaus und Grundschule

Das ganzheitliche Erziehungs- und Beziehungskonzept

Sie arbeiten in einer Grundschule oder einer unteren Schulbehörde und interessieren sich für das Konzept und unsere Fortbildungen? Wir freuen uns, Ihnen bei Ihren Fragen weiterzuhelfen!

Die Trennung von Bildung und Erziehung wird immer wieder als ein Kernproblem des deutschen Bildungssystems beschrieben. Wissenschaftliche Studien beschreiben immer wieder, dass das Elternhaus in Deutschland einen überdurchschnittlich großen Einfluss auf den schulischen Erfolg der Kinder hat, mehr noch als die Qualität des Schulunterrichts (vgl. Kapella, O.; 2017). Unter Berücksichtigung dieses Umstands ist es unverzichtbar, dass Schule die Eltern einbezieht und mit ihnen auf Augenhöhe zusammenarbeitet.

Genau hier setzt das Projekt „Gemeinsam Erziehen in Elternhaus und Grundschule“ an – kurz: „GEEG“. Entwickelt wurde es im Jahr 2008 vom mittlerweile leider verstorbenen Schulleiter a.D. Gottfried Duhme in Gelsenkirchen. In zwei mehrtägigen Fortbildungsblöcken können sich Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte zu Elterntrainer*innen ausbilden lassen, die anschließend an ihren Schulen Elternkurse durchführen, die einen gelungenen Übergang vom Kindergarten in die Grundschule gewährleisten.

Ziel und Anspruch

GEEG ist viel mehr als die Elternkurse, es ist ein ganzheitliches Erziehungs- und Beziehungskonzept, das die gesamte Schulstruktur positiv transformieren kann. Das Konzept stellt die Bildungsbereitschaft aller Kinder in einer Klasse sicher – die zentrale Voraussetzung dafür, dass Unterrichtsinhalte erfolgreich vermittelt werden können. Es stellt jedoch kein Patentrezept für den Umgang mit Kindern und Eltern dar. Vielmehr bietet es grundlegendere Ansätze für eine funktionierende Beziehungsarbeit und starke Elternpartnerschaften an. Die Haltung der Lehr- und Fachkräfte wird geformt und das pädagogische Fachwissen gestärkt. Erfolgreich implementiert wirkt sich GEEG somit nachweislich positiv auf die Gesundheit des Lehrpersonals aus, denn Konflikte und Stress können besser bewältigt und reduziert werden.

Weiterentwicklung und Evaluation des Konzepts

Seit der Erstentwicklung von GEEG im Jahr 2008 ist viel passiert. Von Beginn an wurde es wissenschaftlich durch die Stiftung Westfalen-Initiative evaluiert. Die Ergebnisse zeigen einen beachtlichen Erfolg: Die befragten Eltern äußerten positive Einschätzungen der Kurse und dokumentierten klare positive Verhaltensänderungen bei sich und ihren Kindern. Die Elterntrainings wurden als sehr hilfreich betrachtet. Das Verhältnis zur Schule und auch die familiäre Situation haben sich verbessert. Doch nicht nur die Eltern profitieren vom Projekt. Elternhaus und Schule wachsen zu einem einheitlichen Lebensraum zusammen, in dem die Schüler sich wohlfühlen. Sie entwickeln eine stärkere Leistungsmotivation, gesteigertes Selbstvertrauen und emotionale wie soziale Kompetenzen. In vielen Gesprächen mit Lehrern oder Schulleitungen gaben diese an, dass der Unterricht insgesamt etwas störungsfreier durchgeführt werden kann. Doch nicht zuletzt die Corona-Pandemie und der zunehmende Umgang mit digitalen Medien stellen dabei Herausforderungen für den
Schulalltag dar, die durch eine stetige Weiterentwicklung des Kurskonzepts und der Materialien Berücksichtigung im Erziehungskonzept finden. In Gelsenkirchen wird zudem aktuell das Projekt „KnigGE for Kids“ aufgebaut, das Kinder auf den Übergang in die weiterführende Schule vorbereitet. Im Zentrum steht dabei stets die Selbstwirksamkeit aller Beteiligten.

Verbreitung des Konzepts, Moderator*innen

Neben der Stiftung Westfalen-Initiative als Initiatorin beteiligen sich auch die Reinhard-Mohn-Stiftung aus Gütersloh sowie die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung aus Osnabrück an dem Projekt. Es ist somit auch ein tolles Beispiel für eine innovative Kooperation dreier Stiftungen im Bildungsbereich. Bisher übernehmen die Fortbildung der Schulen zwei Moderatorinnen, die für die Stiftung diese Kurse und Fachtagungen gemeinsam mit den Projektreferenten organisieren und durchführen. Eva Müller-Bürgel ist Schulleiterin, Urte Hardering-Lubinski Co-Schulleitung an einer Gelsenkirchener Grundschule. Beide sind seit Beginn des Projekts mit Herzblut involviert und haben das Erziehungskonzept auch erfolgreich in ihre Schulen getragen.

Um strategisch eine Verbreitung in der Region zu erreichen beabsichtigt die Stiftung langfristig ein Trainingskonzept für ausgewählte Moderator*innen aus den Kompetenzteams der jeweiligen unteren Schulämter anzubieten. Mit diesem Training, welches Theorie und Praxis zugleich umfasst, werden die Kompetenzteams in die Lage versetzt, für ihre Grundschulen selbst die Lehrerfortbildungen zu organisieren und durchzuführen. Von diesem Konzept des „Train the Trainer“ erwartet die Stiftung eine größtmögliche Multiplikation dieses erfolgreichen pädagogischen Ansatzes in der Region. Es wird gemeinsam mit der Reinhard Mohn Stiftung erarbeitet, so dass es eine möglichst große Verbreitung erfährt.

Urte Hardering-Lubinski, Lehrerin

  • Grundschullehrerin mit 25 Jahren Berufserfahrung
  • Seit 2008 im Projekt GEEG aktiv
  • Tätig an der Sternschule in Gelsenkirchen
  • Lebt mit ihren zwei erwachsenen Kindern in Gelsenkirchen

Literatur zum Projekt GEEG

Stiftung Westfalen-Initiative, Münster, 2016
> PDF-Download

  • Gemeinsam erziehen in Elternhaus und Grundschule (GEEG) – Kurskonzept und Arbeitsmaterialien für ein gemeinsames Erziehungstraining von Eltern und LehrerInnen
    Der Band beinhaltet die Lehrmaterialien für eine sechstägige Fortbildung. Die Teilnehmer lernen, den Eltern das Konzept positiver Erziehung nahe zu bringen.

Stiftung Westfalen-Initiative, Münster, 2016
> PDF-Download

  • Elternarbeitsheft
    Inhalt sind die Materialien zum positiven Erziehungskonzept, das an der Schule gemeinsam von Eltern und Lehrern entwickelt werden soll. Verwandt werden sie von den ausgebildeten Elterntrainern für die Elternkurse.

Hardering-Lubinski, Urte, Müller-Bürgel, Eva, Münster, 2016
> PDF-Download

  • Holt die Eltern in die Schule! – Tipps zur erfolgreichen Einführung und Umsetzung von vorschulischen Elternkursen in der Grundschule
    Das Handbuch richtet sich an Lehrkräfte, die bereits die Fortbildung zum Elterntrainer absolviert haben und nun das Projekt in ihrer Schule umsetzen wollen.

Ergänzende Literatur:

  • Kapella, O. (Ed.). (2017): Bildung und Erziehung: Welche Lern-und Entwicklungschancen bieten Familie und Schule in den Bereichen Bildung und Erziehung? Verlag Barbara Budrich.
  • Bauer, J. (2007): Lob der Schule: Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern. Hamburg: Hoffmann und Campe.
  • Sacher, W. (2015): Von der Elternarbeit zur Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Zur Publikation.
  • Sacher, W. (2012): Erziehungs- und Bildungspartnerschaften in der Schule: zum Forschungsstand. In: Erziehungs- und Bildungspartnerschaften (pp. 232-243). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Sacher, W. (2008): Elternarbeit: Gestaltungsmöglichkeiten und Grundlagen für alle Schularten. Julius Klinkhardt.