Initiativ für die Erinnerungskultur
Gedenkwoche des Stadtgymnasiums Dortmund in Erinnerung an Curt Bloch
Dortmund, 6.11.2024. Das Stadtgymnasium Dortmund hat eine Gedenkwoche an ihren ehemaligen Schüler, Curt Bloch, veranstaltet, der vor dem nationalsozialistischen Terror und dem zunehmenden Antisemitismus in die Niederlande fliehen musste und seine Erfahrungen in dieser Zeit in über 490 Gedichten dokumentiert hat. Eine öffentliche Ausstellung und Vorträge zu Blochs Werk sowie Schüler-Veranstaltungen in Erinnerung an die Reichspogromnacht machten das vielfältige Programm an der Dortmunder Schule aus.
Bloch kommt 1908 in Dortmund zur Welt. Er promoviert als Jurist, emigriert allerdings schon 1933 wegen des wachsenden Antisemitismus in die Niederlande, weil er schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als Jurist arbeiten durfte und körperlich attackiert worden ist. Im Mai 1940 marschiert die Wehrmacht in die Niederlande ein, in der Folge wird die jüdische Bevölkerung auch dort ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt. Als 1942 die systematischen Deportationen beginnen, taucht Bloch unter. Er überlebt die Zeit im Untergrund bis zur Befreiung im Jahr 1945. In seinem Versteck verfasst er mehrere selbstgestaltete Magazine. Diese Magazine wurden von einer Gruppe von ca. 30 weiteren jüdischen Verfolgten in deren Verstecken gelesen und untereinander ausgetauscht. Daher auch der Name „Das Unterwasser-Kabarett“ („Het Onderwater Cabaret“): versteckt im Untergrund – wie unter Wasser.
„Diese Magazine geben Zeugnis von Widerstandskraft, Hoffnung und Mut, aber auch von Angst, Sorge und Zorn.“ (Thilo von Debschitz bei seinem Vortrag zu Blochs Leben). Veröffentlicht und aufgearbeitet wurde das Werk Blochs von Thilo von Debschitz im Auftrag von dessen Tochter, Simone Bloch. Zur Gedenkwoche ist sie persönlich aus den USA angereist. Durchgeführt und maßgeblich vorangetrieben wurde die Präsentation des Werks in Form einer eigenen Ausstellung durch die Initiative und den persönlichen Einsatz von den Lehrkräften Gabriele Arning und Mario Hartmann sowie Schulleiterin Stefanie Klimasch.
„Beide Aspekte unseres Stiftungsnamens – Eigenverantwortung und Gemeinwohl – kommen da zusammen, wo Menschen für das Gemeinsame, Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Und für uns in Deutschland bedeutet das auch immer wieder, die junge Generation und unsere gemeinsame Erinnerung davor zu schützen, dass das, was hier geschehen ist, in Vergessenheit gerät“, kommentiert Christoph Dammermann, Geschäftsführer der Stiftung Westfalen-Initiative, die Veranstaltung.
„Die Aufarbeitung dieses Themas durch das Stadtgymnasium Dortmund und die Aufarbeitung dieser Lebensgeschichte durch von Debschitz sind beispielhaft: respektvoll und so wenig voraussetzungsreich, dass auch die Jugendlichen zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen konnten, wovon hier gerade die Rede war. Besonders rührend waren der sehr respektvolle Umgang der Schülerinnen und Schüler mit Simone Bloch und der eindrucksvolle Einstieg in den Abendvortrag. Mehrere Schülerinnen sind mitten aus dem Publikum aufgestanden und haben begonnen, Zeilen aus Blochs Gedichten zu zitieren, geradezu so als wollten sie zeigen: wir stehen aus der Masse auf, wir schweigen nicht!“, ergänzt Dammermann.
Unterstützt wurde diese Initiative neben der Stiftung Westfalen-Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohl durch die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie der Stadt Dortmund, das Kommunale Integrationszentrum Dortmund, die Auslandsgesellschaft Dortmund, DSW21, die Continentale und die Stiftung ProFiliis. Bei der Gestaltung der Ausstellungsräumlichkeiten wurde die Schule unterstützt von Familie Rezaloo (Designstudio RBfK).
Öffentlich zugänglich findet sich das gesamte Werk Blochs digital aufgearbeitet unter: https://curt-bloch.com/de/