Gewinner des WestfalenBeweger-Wettbewerbs 2024

Cover Bewegergewinner

Wie kann Ehrenamt demokratische Handlungskompetenzen stärken?

Wie kann Ehrenamt zur Völkerverständigung beitragen?

Wie kann Ehrenamt die Idee von Europa vermitteln?

Bei der Ausschreibung des WestfalenBewegers 2024 haben wir bürgerschaftliches Engagement gesucht, das Demokratie in Westfalen und Europa mitgestaltet, denn wir sind davon überzeugt, dass neben den Demonstrationen GEGEN Rechtsextremismus vom Anfang des Jahres ein Engagement FÜR demokratische und rechtsstaatliche Grundwerte mindestens genauso wichtig ist.

Nachahmung ist eine menschliche Schlüsselkompetenz. Heute werden aber die falschen Dinge nachgeahmt: Wichtiges Engagement für unsere Demokratie bleibt weitestgehend unsichtbar. Die meisten bekommen davon gar nichts mit, von der Erstarkung demokratiefeindlicher Bewegungen hören wir aber jeden Tag. Gerade in Zeiten, in denen Extreme wieder Stimmen fangen, ist das die wichtigste Maßnahme zum Schutz unserer Demokratie: zu zeigen, dass es außer den destruktiven Bewegungen auch konstruktive Kräfte gibt – und wie stark sie sind.

Wir sind sehr dankbar, dass es auf unsere Ausschreibung so viele spannende Bewerbungen gegeben hat und danken allen Vereinen, Initiativen und Gruppen für Ihre Teilnahme und ihr Engagement zur Stärkung unserer gemeinsamen Demokratie.

Wir freuen uns, in diesem Jahr sechs Projekte vorstellen zu dürfen – Vier Preisträger durch einen doppelten dritten Platz und zwei Sonderpreise. Die Vielzahl der beeindruckenden Projekte hat die Jury dazu bewogen, die drei zusätzlichen Preise auszuloben:

1. Platz: WEREmember aus Werne – 6.000 €

Herzlichen Glückwunsch an das Gewinnerinnen-Team aus Werne! Bei „WEREmember“ pflegen zehn Schülerinnen und zwei Lehrkräfte des Anne-Frank-Gymnasiums die Erinnerungskultur durch Gedenkaktionen und die Betreuung der „Gedenkstätte Zwangsarbeit“.

„Wir möchten damit ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und die Gedenkstätte für uns alle lebendig halten. In Kooperation mit der Stadt Werne und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge koordinieren wir diesen Prozess selbst. Dadurch haben wir auch schon etwas bewegt: wie zum Beispiel die Namensänderung der Gedenkstätte und den Ausbau zum außerschulischen Lernort. Wir sind so aktiv an unserer Kommunalpolitik beteiligt und verstehen das als Teilhabe an demokratischer Praxis“, beschreibt die Schülerinnen-AG ihre eigene Arbeit.

WEREmember

Immer wieder machen die Jugendlichen auf Gedenktage oder politische Entwicklungen aufmerksam, bspw. durch das Tragen von Schleifen, die auf den Angriffskrieg auf die Ukraine hindeuten: „Durch die Mitgestaltung des Holocaust-Gedenktags oder die Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht machen wir im Herzen unserer Stadt Vergangenes mit gegenwärtigen Mitteln sichtbar, um Mahnung für die Zukunft darzustellen“, heißt es im Bewerbungsschreiben. „Wegschauen und Schweigen sind eine Bedrohung für die Demokratie. In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage, möchten wir unsere Mitschüler darauf aufmerksam machen, dass auch junge Menschen für die Demokratie einstehen können: unsere Stimme zählt.“

„Es ist schön zu sehen, wie aktiv sich die Jugendlichen für dieses wichtige Projekt einsetzen, in drei Jahren ist aus der AG eine Gruppe geworden, die gemeinsam viel auf die Beine gestellt hat“, so Johannes-Joachim Brysch, betreuender Lehrer der WEREmember AG.

Auch der Schulleiter des Anne-Fank-Gymnasiums aus Werne, Marcel Damberg, blickt mit Stolz und Zuversicht auf das Projekt: „Unsere Schule wird auch durch ihren Namen geprägt. Deshalb spielt das Erinnern in unserem Schulleben eine besondere Rolle. Ich freue mich, dass die WEREmember AG ein so wichtiges Thema auch in der Stadtgesellschaft wieder erlebbar macht.“

Ihre Arbeit dokumentieren die Jugendlichen auf ihrem Instagram-Kanal: https://www.instagram.com/weremember.afg/p/DCZZ6Y6Nk_j/?__d=1%3Futm_source%3Dig_embed&img_index=1

2. Platz: Das Projekt „Ruhrpott für Europa“ der Young Politics gUG in Bochum – 4.000 €

Das zweitplatzierte Projekt „Ruhrpott für Europa“ von Young Politics gUG in Bochum stärkt mit einem 15-köpfigen Team mit 12 ehrenamtlichen Freiwilligen das Demokratieverständnis und die Partizipation junger Menschen durch überparteiliche politische Diskussionsveranstaltungen in allen Schulformen.

„Dass die Politik und der gesellschaftliche Mediendiskurs die Stimmen von Schülerinnen und Schülern aus armen Verhältnissen und denen mit Migrationsgeschichte nicht stark genug berücksichtigt und einbezieht, gefährdet unsere Demokratie“, heißt es im Bewerbungsschreiben des Projekts. 

Young Politics

„Diese Zielgruppe erreicht man am besten da, wo sie sich aufhält, über die Schulen und vor allem über Social Media. Und am besten erreichen junge Menschen junge Menschen. Auch nach der Europawahl soll die junge Zielgruppe sich mit dem Thema Europa befassen und verstehen, wie wichtig es ist, sich einzumischen, denn sie ist ein wahlentscheidender Faktor der Zukunft. Mit unserem niedrigschwelligen und gleichzeitig fundierten Workshopangebot erreichen wir auch weniger politisch Interessierte. Wir bilden die Gesellschaft so ab, wie Westfalen geprägt ist: divers.“, so Zahra El Kaddouri, Mitarbeiterin bei dem Projekt.

Kooperationen bestehen eigenen Angaben zufolge mit dem Land NRW im Rahmen des Europa-Schecks für die Gesprächsreihe „Auf einen Cay zu Europa“. „Jedes Gespräch führen wir in einem neuen Standort (Cafe, Tonstudio) in NRW durch und bringen jeweils eine Expertin oder einen Experten mit ca. 20 Jugendlichen zusammen. Es wird ein Oberthema mit Bezug zu Europa besprochen und diskutiert. Als bisherige Speaker konnten wir Cansin Köktürk, Karim Fereidooni, Maurice Höfgen und Aladin El-Mafaalani für uns gewinnen,“ erklärt Selvican Sahin, ebenfalls aus dem Team „Ruhrpott für Europa“. Weitere Unterstützung bieten die Stadtwerke Bochum, der LpB NRW und die Bertelsmann-Stiftung.

Mehr zum Projekt und zu Young Politics unter: https://ruhrpott-europa.org

 

Zwischenland

Erster 3. Platz: Das Projekt „Zwischenland“ des Europäisches Laboratorium e.V. aus Schwalenberg – 2.500 €

Das Projekt „Zwischenland“ des Europäisches Laboratorium e.V. aus Schwalenberg macht es Menschen möglich, Europa lesend zu erfahren und schafft Begegnungen zwischen Leserinnen, Schriftstellenden, Forschenden, Kunst- und Musikschaffenden. Die mehrtägigen Veranstaltungen regen durch gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge, Stadtrundgänge und gemeinsame Mahlzeiten Dialoge zwischen den Gästen und den internationalen Kulturschaffenden an.

„Europa ist eine Idee, nichts Fertiges; etwas, das sich auf Nebenwegen und Umwegen, in Möglichkeiten, im Zögern und im Innehalten formt. Die europäische Identität entsteht aus der Begegnung mit dem Anderen, daher das Motto unseres Projekts ‚Zwischenland‘: Kombination statt Nation. Europa muss sich stetig geistig erfinden und hat also im Lesen einen seiner wichtigsten Orte. Literatur entsteht nämlich erst in dem Moment, in dem sie von denjenigen verlebendigt wird, für die sie geschaffen wurde – wie die Demokratie eben“, so Anna Eble, Vorsitzende des Vereins.

Gegründet 2019 betreiben den Verein 10 Aktive unterstützt von weiteren örtlichen Vereinen, der Kommune und der Kirchengemeinde. Auch ukrainische Flüchtlinge werden gezielt angesprochen und bringen sich ein: „Das Europäische Laboratorium ist ehrenamtlich tätig, die Mitglieder leisten pro Jahr jeweils zwischen 250 und 700 ehrenamtliche Stunden“, heißt es im Bewerbungsschreiben des Vereins.

Künftig will der Verein mit seinem neuen Projekt „Lesendes Haus“ einen Ort schaffen, an dem alle Altersgruppen zusammenkommen und dort lesen, erzählen, schreiben und sich austauschen können.

Weitere Infos unter: http://eu-lab.de

Vertreterinnen der Bürgerstiftung Büren

Zweiter 3. Platz: Bürgerstiftung Büren – 2.500 €

Den zweiten der beiden dritten Plätze belegt die Bürgerstiftung Büren mit einem 14 Personen starken und generationsübergreifenden Kernteam und deren vielfältigem Programm zur Vermittlung demokratischer Werte. Die Stiftung bietet öffentliche Veranstaltungen zu den Themen Europa und Vielfalt, Diskussionsforen auf dem Marktplatz zum Thema Wahlrecht und Europawahl, Theateraufführungen zu den Themen Mobbing und Anfeindung für und mit Kindern und Jugendlichen – anschließend gibt es Gespräche mit Kommunal-politkerinnen und -politikern. Eine „Konferenz der Kinder“, angelehnt an Kästners „Die Konferenz der Tiere“, zu den Themen Kinderrechte und den Möglichkeiten eines friedlichen Miteinanders erweitern das Programm auch für den Nachwuchs.

„Angesprochen sind alle! Mit unserem Projekt wollen wir das gesellschaftliche Miteinander und die Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger für dessen Erhalt festigen. Das gilt vor der Haustür, im Land und in Europa. Wir möchten Verständnis für die demokratischen Grundwerte vermitteln und erlebbar machen und mögliche Erschütterungen aufzeigen. Wir möchten Erkenntnisse vermitteln und Ansätze für eigenes und gemeinsames Handeln und vor allem Lösungen aufzeigen. Wir möchten nachhaltig die Lust an der Mitgestaltung von Demokratie hier vor Ort motivieren und somit dazu beitragen, dass ‚Demokratie und Europa in Westfalen‘ zu einem elementaren Anliegen wird. Auf Basis demokratischer und rechtstaatlicher Grundwerte, wie Toleranz, Respekt, Verantwortung, Friede, Vielfalt, Gerechtigkeit, Solidarität, Mitmenschlichkeit, Meinungsfreiheit und Diskursfähigkeit, soll die eigene demokratische Identität gefunden oder gefestigt werden“, kommentiert Bärbel Olfermann, Vorsitzende der Bürgerstiftung.

Kooperationen bestehen eigenen Angaben zufolge mit dem Jugendbeirat der Stadt Büren, der Stadtjugendpflege und weiteren Initiativen (Büren ist bunt). Künftig strebt die Stiftung weitere Zusammmenarbeit mit den ansässigen Schulen und dem Demokratiebüro „Vielfalt lieben“ an.

Hier geht es zur Homepage der Stiftung: https://www.buergerstiftung-bueren.de/category/veranstaltungen/

Sonderpreis Wirtschaft: OWL Maschinenbau

Der Sonderpreis in der Kategorie Wirtschaft geht an eine Initiative des OWL Maschinenbau e.V.: „Wirtschaft für Demokratie“. Bei dieser Kampagne bekennen sich Unternehmen öffentlich mit ihren Statements zu demokratischen und rechtsstaatlichen Grundwerten und betonen, wie wichtig der Erhalt dieser Errungenschaften ist.

„Unsere Kampagne basiert auf dem Grundgedanken, dass eine florierende Wirtschaft untrennbar mit den Werten einer freiheitlichen Gesellschaft verbunden ist. Unser Ziel ist es, uns gegen Populismus, Rassismus und Diskriminierung zu positionieren und für eine respektvolle Diskussionskultur einzutreten. Wir glauben fest daran, dass die Zukunft unserer Gesellschaft nur durch gemeinsame Anstrengungen und die Suche nach Kompromissen gestaltet werden kann“, so die Geschäftsführerin des Netzwerks OWL Maschinenbau, Almut Rademacher, im Vorfeld der Veranstaltung.

Die Initiative habe nicht nur eine öffentliche Repräsentationsfunktion, sondern auch reale Auswirkungen in den Unternehmen: „Über 300 Einzelpersonen und mehr als 40 Unternehmen haben bereits ihre Unterstützung bekundet. Die Unternehmen haben – angeregt durch unser Statement – sehr häufig das Gespräch mit ihren Mitarbeitern gesucht und über die Notwendigkeit von Demokratie und Grundgesetzt gesprochen. Mir war klar, dass unsere Botschaft nicht ausreichend gehört wird, wenn wir das Thema nur in unserem Unternehmen aufgreifen, aus dem Grund entwickelten wir die Idee zu der übergreifenden Kampagne“, erläutert Sybille Hilker, Unternehmenssprecherin der Weidmüller GmbH & Co. KG und Mitinitiatorin des Projekts.

Die Statements der Unternehmen finden sich auf: https://www.wirtschaft-fuer-demokratie.de

Städtepartnerschaft

Sonderpreis Städtepartnerschaft: Freundeskreis-Holzwickede-Louviers e.V.

Der Freundeskreis Holzwickede-Louviers e.V. pflegt die gemeinsame Erinnerungskultur mit der französischen Partnerstadt und trägt mit der Pflege von Kriegsdenkmälern nachhaltig zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte bei.

„Mitglieder zwischen 13 und 81 Jahren besuchen gemeinsam mit den Partnern des Vereins ‚Comité de Jumelage‘ aus Louviers Kriegsdenkmäler, recherchieren und geben umfangreiches und anschauliches zweisprachiges Informationsmaterial dazu heraus. Ziel ist es, das deutsch-französische Verhältnis, das seit dem 18 Jh. vor allen Dingen unter dem Begriff ‚Erbfeindschaft‘ beschrieben wird, neu zu definieren und ein Zeichen für die Vertiefung der ‚generations- und länderübergreifenden‘ Freundschaft zu setzen“, so Klaus Dieter Diekmann, stellv. Vorsitzender des Vereins.

Der Verein versteht sein Engagement als Beitrag zu gelebter Demokratie und Völkerverständigung. Die erworbenen Kenntnisse und gewonnenen Einsichten gibt der Verein an die interessierte Öffentlichkeit in Form einer digital aufbereiteten Ausstellung sowie einer begleitenden Broschüre in den beiden Kommunen Holzwickede und Louviers unter Einbeziehung der lokalen Presseorgane weiter.

Mehr über den Verein unter: https://hallo-salut.de