Jugend-Konvent der Westfälischen Friedenskonferenz 2024

(v.l.): Dennis Radtke (MdEP), Nicole Westig (MdB), Wolfram Kuschke (Europa-Minister a.D.), Moderator Jochen Heimann. (Foto: Nils Foltynowicz)

 

Dortmunder Jugendliche geben Politikern Gesprächsthemen vor

„Krieg und Frieden“ und „Zunehmender Extremismus“ liegen bei den über 400 Schülern vorn

Volles Haus in der Aula am Ostwall: Der erste „Jugend-Konvent“ der Westfälischen Friedenskonferenz fand jetzt in Dortmund statt. Die Wirtschaftliche Gesellschaft und die Stiftung Westfalen-Initiative luden zum Austausch über Fragen des Friedens und über 400 junge Menschen folgten der Einladung.

Schulministerin Dorothee Feller, die Abgeordneten Dennis Radtke (Europa-Parlament) und Nicole Westig (Bundestag) sowie Wolfram Kuschke, ehemaliger Europa-Minister, stellten sich den Fragen der westfälischen Schüler. Die Teilnehmer durften selbst entscheiden, worüber gesprochen wird: Die Themenfelder „Krieg und Frieden“ und „Zunehmender Extremismus und Nationalismus“ lagen bei der Abstimmung durch die Jugendlichen vorn.

Die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen-Lippe (WWL) vergibt seit 25 Jahren den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens – ausdrücklich immer auch an eine Jugendorganisation. Die Premiere des neuen Formats in Kooperation mit der Stiftung Westfalen-Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohl fand mit Unterstützung des Stadtgymnasiums Dortmund und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Dortmund statt.

Mit einem Programm aus Vorträgen, Schüler-Impulsen, Interviews und Diskussionsrunden informierten verschiedene Institutionen die anwesenden Jugendlichen über die aktuellen Herausforderungen und ihre eigenen Möglichkeiten, sich für Frieden und Völkerverständigung einzusetzen. Abgerundet wurden die verschiedenen Beiträge durch einen persönlichen Bericht einer syrischen Schülerin über ihre Fluchterfahrungen und den schwierigen Start in der neuen dortmunder Heimat.

„Frieden ist nicht nur ein Thema für Erwachsene,“ betonte zur Begrüßung Rena Ronge für die WWL. „Probleme in der Welt werden nicht gelöst, wenn man auf andere wartet, sondern wenn jeder und jede selbst Verantwortung übernimmt. Selber Denken macht schlau,“ gab Christoph Dammermann, Geschäftsführer der Stiftung Westfalen-Initiative, den jungen Menschen mit auf den Weg.

Angesichts der angespannten Lage für den europäischen Frieden betonte Ministerin Feller, das Bildungssystem müsse bei der Vermittlung von Demokratiekompetenz ansetzen. Dennoch sei die europapolitische Lage nicht so schlecht, wie es scheine, machte Nicole Westig, Vorsitzende der deutsch-französischen Parlamentariergruppe, deutlich: „Man vergisst, dass neben Kanzlern und Präsidenten viele andere sehr fruchtbar miteinander arbeiten.“ Gerade auf Europaebene sei die politische Arbeit weniger festgefahren durch politische Lager und ermögliche eine spannende inhaltliche Arbeit mit wechselnden Arbeitsgemeinschaften, ergänzte Dennis Radtke, gerade diese Arbeitsform sei in ihrem Wesen zutiefst demokratisch.

Die Verbindung vom Westfälischen Frieden in die Jetzt-Zeit betonte Wolfram Kuschke: „Ich möchte an den Vortrag zum Westfälischen Frieden der Schülerinnen und Schüler von gerade erinnern, an die jahrelangen Verhandlungen so vieler verschiedener Länder. Und ich will auch daran erinnern, dass die Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich auch nicht bilateral überwunden worden ist, sondern Europa dabei eine Rolle gespielt hat“. Westig ergänzte, Europa sei kein abgeschlossenes Projekt, sondern es setze stets auf Offenheit gegenüber neuen Verbündeten und friedlichen Austausch.

Auch einen Blick auf Zukunftsperspektiven wagten die Diskussionsteilnehmer: „Mehr Jugendliche begeistern sich wieder für den Völkeraustausch, mir wird nicht angst und bange!“, so Westig. Kuschke ergänzte: „Ob 13, 14, 15 oder 74 Jahre alt, wir werden denen zusammen mutig gegenübertreten, die unsere gemeinsamen demokratischen Grundwerte bedrohen und die leugnen, dass rechtes Gedankengut zum Krieg führt.“ Dennis Radtke schließt: „Wenn ich einen Wunsch frei hätte für Europa in Zukunft, dann wünsche ich mir, dass wir unsere liberale Demokratie behalten und diese Lebensform schützen. Ich sehe im Publikum junge Frauen mit Kopftüchern, die sich frei dazu entschieden haben. Und beides, die Entscheidung für und gegen das Kopftuch, ist in Europa möglich und das ist durch Europa möglich. Und das müssen wir schützen!“

Zu den beteiligten Kooperationspartnern zählten die Auslandsgesellschaft aus Dortmund, die Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V. und die Jungen Europäischen Föderalisten. Der Verein Westfalen e.V. rief unterstützt von der Stiftung Westfalen-Initiative den Wettbewerb: „Unser Westfalen – gestern, heute und morgen“ aus, bei dem Jugendliche sich mit Zukunftsperspektiven und mit der Verbindung zu ihrer Region auseinandersetzen können.