WestfalenBeweger - Die Preisträger von 2018/2019

1. Preis (5.000 €):
Kunst vor Ort e.V.
Projekt: Kunst vor Ort 

Kreativität spielerisch ausleben – nicht alle Kinder und Jugendliche teilen diese Erfahrung. Insgesamt 63% der Kinder und Jugendlichen haben in Hagen einen Migrationshintergrund. Im Vergleich zu anderen Kommunen in NRW hat Hagen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl den höchsten Zuzug von EU-Zugewanderten. Eine Sozialraumanalyse, die im Herbst 2015 in Hagen durchgeführt wurde, ergab, dass besonders niedrigschwellige, außerschulische Bildungsangebote im künstlerisch-kreativen Bereich für diese Kinder und Jugendlichen fehlen. Das änderte sich 2017 mit dem aus der gleichnamigen Initiative hervorgegangen gemeinnützigen Projekt “Kunst vor Ort”.

Teamfoto bei der Eröffnung der Kreativwerkstatt, Foto: Kunst vor Ort E.V:

Der „Kunst vor Ort e.V.“ möchte Kindern und Jugendlichen in Hagen die Möglichkeit geben, sich mit kreativen Ausdrucksmöglichkeiten zu beschäftigen und ihre eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. Dafür arbeiten seit 2017 regelmäßig lokale Kunstschaffende zusammen mit pädagogischen Fachkräften, um für Kinder und Jugendliche vielfältige Kunstaktionen an öffentlichen Plätzen anzubieten. Vordergründig stehen Stadtteile im Fokus, die eine heterogene Bevölkerung und große soziale Ungleichheiten aufweisen.

Die für die Teilnehmenden kostenlosen, wöchentlichen Treffen und diverse Sonderaktionen zielen darauf ab, soziale und sprachliche Kompetenzen zu fördern und einen kulturellen Dialog zu schaffen. Kunst vor Ort e.V. stellt dabei Arbeits- und Kunstmaterialien und vermittelt neue Techniken, um Kreatives zu schaffen und sich selber individuell auszudrücken. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sowohl Ehrenamtliche als auch Honorarkräfte. Im Jahr 2017 gab es in den zwei Hagener Stadtteilen Altenhagen und Wehringhausen regelmäßige Angebote von „Kunst vor Ort”. Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung, suchte der Verein für das Jahr 2018 Unterstützung, um das Konzept auch auf weitere Stadtteile Hagens auszuweiten. Seit dem Sieg des WestfalenBeweger Wettbewerbs 2018/2019 hat sich daher so einiges getan.

Das Kinderatelier-Altenhagen, Foto: Kunst vor Ort e.V.

Neben der klassischen Pressearbeit wurden weitere Social-Media-Kampagnen geplant, um eine größere Reichweite zu erlangen, Unterstützung zu erhalten und Interesse zu wecken. Weiter wurde die Website und das Konzept stetig weiterentwickelt und ist seit 2021 auf der neuen Website präsentiert. Die Jahre 2020 und 2021 waren dann stark von Corona geprägt – die Angebote konnten nur eingeschränkt umgesetzt werden. Daher wurden in den Stadtteilen Altenhagen, Delstern, Haspe und Wehringhausen eine „Thementüte“, also Kreativmaterial für Zuhause, verteilt. Dennoch konnten jährlich um die 60 Workshops als regelmäßige Angebote umgesetzt werden. Auch hatte der Verein bis Ende 2021 noch keine eigenen Räumlichkeiten, sondern musste auf Räume von Kooperationspartner:innen zurückgreifen oder mobil aufsuchend arbeiten. Das mobile Konzept bleibt bestehen, zusätzlich konnten aber zwei Kreativräume angemietet werden. So bieten das Kinderatelier in Altenhagen und die Kreativwerkstatt in Wehringhausen nun auch die Möglichkeit, Angebote für Kinder und Jugendliche vor Ort umzusetzen.

Gemeinsam wird die Welt der Kinder und Jugendlichen in Hagen so Stück für Stück ein bisschen bunter. Ein unterstützenwertes Projekt, welches aufgrund seiner Vorbildfunktion zum Nachmachen anregt und inspiriert.

1. Preis (5.000 ):
Abenteuerkiste Greven e.V.
Projekt: #Deine Idee #Dein Projekt #Dein Kesselhaus

Wie kann Jugendlichen und Kindern eine Stimme gegeben werden, um ihre Stadt aktiv mitzugestalten? Die Grundidee – Jugendliche engagieren sich für Kinder und Jugendliche ­– verfolgt der Abenteuerkiste Greven e. V. seit seiner Gründung im Jahr 1999. Der Verein bildet Jugendliche zu Multiplikatoren in der Kinder- und Jugendarbeit aus und bietet engagierten Jugendlichen ein vielfältiges Tätigkeitsfeld. Die Angebotsstruktur des Vereins umfasst dafür Ferienprogramme und Freizeiten für Kinder und Jugendliche (Ferienkiste), Ganztagesbetreuungsprojekte in den Ferien, das Jugendcafé Kesselhaus im Kulturzentrum GBS, Übermittagsbetreuung am Grevener Gymnasium, AG-Programme an der Grevener Gesamtschule, die Werkstatt Kunterbunt, Breitensport sowie Projekte in der Kinder- und Jugendarbeit für und mit Kooperationspartnern. Die bemerkenswerte Idee des Kesselhauses führte im Jahr 2019 zu der Auszeichnung als erster Sieger des WestfalenBewegers.

Foto: Abenteuerkiste Greven e.V.

Das Kesselhaus des Abenteuerkiste Greven e. V. soll Raum für Jugendlichen bieten und das unter drei Aspekten. Zum einen soll es einen Raum für eigene Ideen und Vorstellungen zur Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes bieten. Zum anderen soll in diesem Raum Unterstützung in Form eines Tutorenprogramms zur konkreten Umsetzung von Projekten angeboten werden. Weiter soll das Kesselhaus zukünftig als Raum zur Begegnung, zum persönlichen Austausch und zur Realisierung von Projekten verstanden werden. Mit der Initiative #Deine Idee #Dein Projekt #Dein Kesselhaus wollte die Abenteuerkiste Greven ein hohes Maß an Partizipation schaffen, so dass Jugendliche unbeeinflusst und frei ihre Pläne und Vorstellungen entwickeln und umsetzen können. 

Dadurch sollte das Interesse von Jugendlichen gefördert werden sich für eigene Belange einzusetzen. Auch die Bereitschaft, sich zukünftig selbst am sozialen Engagement zu beteiligen, wurde erhöht. Dadurch, dass die Jugendlichen in hohem Maße beteiligt werden, wird das demokratische Grundverständnis gelebt und der demokratische Entscheidungsprozess geübt. Dafür finden Begegnungen sowohl analog als auch unter Hinzunahme digitaler Instrumente statt. Jugendliche werden selbst zu Tutoren ausgebildet und dabei in ihrer Arbeit begleitet.

Von März 2020 bis Anfang 2022 standen die Räder im Kesselhaus aufgrund der Corona-Pandemie gänzlich still, was einen kompletten Re-Start im Frühjahr 2022 erforderlich gemacht hat. In dieser Phase hat die Abenteuerkiste Greven e.V.  eine Umfrage in Kooperation mit weiterührenden Grevener Schulen durchgeführt, an der 188 Jugendliche im Alter von 9 bis 12 zu ihren Interessen und Bedürfnissen interviewt wurden.

Die Ergebnisse dienten als Grundlage der konkreten Programmplanung im Jahr 2022. Auf dem Programm stehen nun regelmäßige Spieleabende und Track-Treffen. In der wöchentlichen Planbar organisieren sich Jugendliche und planen Partys, Projekte und Veranstaltungen. Flash, das jugendpolitische Beteiligungsgremium des Kesselhauses, vertritt die Interessen junger Menschen bei politischen Entscheidungsprozessen. Anfang Oktober setzt sich eine Gruppe Jugendlicher im Rahmen einer Studienfahrt nach Auschwitz/Birkenau mit der NS-Vergangenheit auseinander.

Die Idee des Kesselhauses bleibt also unverändert bestehen. Der Jugendtreffpunkt versteht sich als lebendiger Ort für Jugendliche, an dem sich junge Menschen ausprobieren, ausleben und vor allem wohlfühlen. Und an dem ihre Ideen immer an erster Stelle stehen.

Foto: Abenteuerkiste Greven e.V.

2. Preis (2.500€):
Musical-Fabrik e.V.
Projekt: Musical-Fabrik

Ganz frei nach dem Motto „Denn was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen!“ bringt der Verein „Musical-Fabrik“ in Rheda Menschen aus der Region zusammen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten, sowie Kinder aller Schulformen werden so für die vielseitigen Aufgabenfelder einer Musicalproduktion begeistert.

 Der Verein Musical-Fabrik e.V. macht es sich seit 2012 zur Aufgabe, die Erarbeitung von Musical-Projekten ideell und finanziell zu fördern. Aber nicht nur schauspielerische oder musikalische Talente auf der Bühne oder im Orchester sollen dabei unterstützt werden, sondern auch künstlerische, handwerkliche Fähigkeiten zur Bühnenbildgestaltung und -herstellung, Maskenbildner, Schneider, Licht- und Tontechniker sind gefragt. Durch dieses vielfältige Angebot ermöglicht der Verein Musical-Fabrik e.V. den Teilnehmenden die Weiterbildung in den verschiedensten Bereichen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erhalten dadurch die Möglichkeit, als Laien aktiv das kulturelle Leben in Rheda-Wiedenbrück zu gestalten, daran teilzunehmen und sich selbst weiterzuentwickeln. Bis 2018 konnten fünf Theater- und Musicalstücke, wie z. B. „Der Zauberer von Oz“, „König der Löwen“, „die Päpstin“ in der Rheda-Wiedenbrücker Stadthalle „Reethus“ aufgeführt werden. Zukünftig will die Musical-Fabrik ihren Bekanntheitsgrad ausweiten, auf größeren Bühnen spielen und allen Mitwirkenden durch eine finanziell solide Basis den Fortbestand des Projektes der Musical-Fabrik garantieren. Und das mit Erfolg – für die großartige Idee und das bemerkenswerte Engagement wurde der Verein in Rheda mit dem zweiten Platz im WestfalenBeweger Wettbewerb 2018/2019 ausgezeichnet. Auch war es wichtig für den Verein grundlegende, notwendige räumliche, organisatorische und personelle Voraussetzungen zu schaffen, damit als Hauptprojekt jährlich ein Musical bis zur Bühnenreife entwickelt werden kann.

Pandemiebedingt mussten im Jahr 2020 und 2021 dann zwei geplante Musicals abgesagt werden. Ein harter Schlag für den Verein, der sich allerdings davon nicht beirren lässt. So läuft seit 2021 der Vorverkauf für 12 geplante Vorstellungen von dem Musical „Wie im Himmel“. Mehr als 110 Mitwirkende arbeiten gemeinsam auf die Vorstellungen hin, die im November 2022 starten werden. Neben dem neu entstehenden Freizeitangebot in Rheda, entstehen so weiterhin neue Freundschaften, werden Talente gefördert und das kulturelle Leben in der Region belebt.

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2. Preis (2.500€):
Flüchtlingshilfe in Schieder-Schwalenberg 
Projekt: Aktion Flüchtlingshilfe in Schieder-Schwalenberg
Links: www.der-tisch.info und Aktion Miteinander

Ein weiterer zweiter Preis ging im Jahr 2018 erneut an die ehrenamtliche Aktion „Flüchtlingshilfe in Schieder-Schwalenberg“. Diese hatte schon beim WestfalenBeweger 2015 mit ihrer Aktion den zweiten Platz belegt. Alles begann mit der Initiative „Der Tisch in Schieder-Schwalenberg e. V.“, die ab 2014 Erfahrungen machte mit der ständig steigenden Flüchtlingszahl in Schieder-Schwalenberg. Dabei wurde festgestellt, dass vor allem im Flüchtlingsheim Lothe die Zustände immer prekärer wurden. Besonders die Kommunen waren zu diesem Zeitpunkt mit der Versorgung der Asylbewerbenden überlastet. Umso beachtlicher war der lose Zusammenschluss von über 50 Ehrenamtlichen, die sich zu der „Flüchtlingshilfe in Schieder-Schwalenberg“ zusammenschlossen und den Asylsuchenden im Jahr 2014/2015 halfen. Ein Blick nach Schieder-Schwalenberg drei Jahre später zeigt, wie sich vorbildhaftes ehrenamtliches Engagement fortwährend organisiert.

Die Arbeit der Flüchtlingshilfe Schieder-Schwalenberg hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Die Flüchtlingshilfe hat nach der Bewältigung der Anfangsschwierigkeiten in der „Flüchtlingskrise“ (Bekleidung und Ernährung) schon recht bald begonnen, Integrationsmaßnahmen zu initiieren. Dazu gehörte neben den Versuchen, die Zugewanderten in privaten Wohnungen unterzubringen, Sprachkurse zu organisieren und Kinder zu betreuen. Auch das intensiv verfolgte Projekt „Nähstube/Nähwerkstatt“ mit der Idee einer gemeinsamen Arbeit von Zugewanderten und Einheimischen sowie zusätzlicher Sprachunterricht in den Grundschulen zählten dazu. Weiter wurde die Organisation von Sprachunterricht vor allem für Mütter, die bisher noch in keiner Maßnahme erfasst worden sind, bewältigt.

Hilfe zur Selbsthilfe im Sinne der Subsidiarität wird auch im Jahr 2022 noch groß geschrieben in Schieder-Schwalenberg. Nach der Initiative Der Tisch in Schieder-Schwalenberg e. V. und der Flüchtlingshilfe Schieder-Schwalenberg bildete sich die Aktion Miteinander in Schieder-Schwalenberg. Eine neue, innovative Idee dieser Initiative ist unter anderem der Einsatz von Fahrradrikschas, mit denen Ehrenamtliche Senioren oder Menschen mit Handicap auf Wunsch durch die Ortschaften befördern, um ihre Lebensqualität zu steigern. Besonders der Gemeinsinn und das Bewusstsein für Inklusion zeigen hier erneut, welches Potenzial in der Gemeinschaft der kleinen Ortschaft liegt.

Einrichtung einer Nähstube für die Zusammenarbeit von Geflüchteten und Einheimischen, Foto:Flüchtlingshilfe in Schieder-Schwalenberg.