WestfalenBeweger - Die Preisträger von 2017

1. Preis (8.000€):
Förderverein Freibad Wiedenbrück e.V.
Projekt: Freibad Wiedenbrück

Sommerzeit, Freizeit und Ferien. Was liegt da näher als die Seele baumeln zu lassen und ins kühle Nass im Freibad einzutauchen. In der Gemeinde Wiedenbrück ist dies nur dank dem unermüdlichen Engagement des Fördervereins „Freibad Wiedenbrück“ möglich. Kommunale Bäder sind aufgrund ihrer steigenden Renovierungsbedarfe und den damit verbunden Kosten in letzten Jahrzehnten von zahlreichen Schließungen betroffen. Ehrenamtliches Engagement und Initiativen, die die Schließung vieler Freibäder verhindern, stehen dabei am Rande der öffentlichen Wahrnehmung. Völlig zu Unrecht, wie der Freibad Wiedenbrück e. V. Rheda-Wiedenbrück zeigt. 

Seit 1998 setzt sich der Verein für den Erhalt und die Attraktivitätssteigerung des städtischen Freibades im Ortsteil Wiedenbrück ein. Und das erfolgreich, denn inzwischen unterstützen über 560 Mitglieder das Vorhaben. Durch die Arbeit konnte bisher ein maßgeblicher Beitrag zur Modernisierung geleistet werden. Beispielsweise wurden so mit großem Engagement eine große Rutsche, der Bau eines großen Kleinkinderbeckens, Matschbecken, Massagedüsen, Wasserspielgeräte, Sonnensegel, Angebote für Wassergymnastik und Schwimmkurse realisiert.

Diese Vielfalt der Angebote, das hohe persönliche Engagement, die Vernetzung von Zivilgesellschaft mit Unternehmen, Verwaltung, Sportvereinen und anderen gesellschaftlichen Kräften in Wiedenbrück hat auch 2017 die Juroren des WestfalenBeweger Wettbewerbs überzeugt. Außerordentliches Engagement zeigt hier vorbildhaft, was bewirkt werden kann, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger organisieren und zusammen für eine Sache arbeiten. Das Projekt wurde daher mit dem ersten Preis und einem Preisgeld von 8.000,- € im Rahmen des Wettbewerbs ausgezeichnet. Diese können sehr gut gebraucht werden, da mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 12 Euro sowie Spenden kaum die anfallenden Kosten, geschweige denn das Bauvorhabens eines neuen Cafés, gedeckt werden.

Langfristig wird das Schwimmbad durch das Engagement zu einem attraktiven Ausflugsziel für Groß und Klein werden – ein Treffpunkt, an dem Spaß und Sport fester Teil der Gesellschaft sind.

 

2. Preis (5.000€):
Fahrräder Bewegen Bielefeld e.V.
Projekt: Projekt 200 – Jedes Kind braucht ein Fahrrad

Hilfe zur Selbsthilfe leisten ist auf vielen Wegen möglich. Eine Möglichkeit ist Mobilität für alle zu schaffen. Der Verein „Fahrräder bewegen Bielefeld“ bemüht sich seit Anfang 2016 deshalb darum gespendete Fahrräder von Bielefelder Bürgerinnen und Bürgern aufzubereiten und diese an Geflüchtete, Bedürftige, Jugendliche und Kinder zu vergeben. So können Geflüchtete, aber auch alle anderen Bielefelderinnen und Bielefelder unentgeltlich ­ ein Fahrrad erhalten. Im Gegenzug wird eine Mithilfe in der vereinseigenen Selbsthilfewerkstatt erwartet, wovon im besten Fall beide Seiten profitieren.

In der „offenen Werkstatt“ des „Fahrräder bewegen Bielefeld e. V.“ steht besonders der zwischenmenschliche Kontakt im Fokus der Vereinsarbeit. Dazu hat der Verein eine mittlerweile komplett aus Spenden finanzierte Fahrradwerkstatt eingerichtet, die das Arbeiten auf hohem Niveau möglich macht. Die professionelle Endabnahme jedes Rades durch einen gelernten Mechaniker ist, gerade bei Kinder- und Jugendrädern, sehr wichtig. Der Verein hat dafür ca. 20 aktive ehrenamtliche Helfende, einen Fahrradmechaniker und fünf ehrenamtliche Helfende mit Migrationshintergrund. Finanziert wird der Verein überwiegend aus privaten Spenden, Mitgliedsbeiträgen und durch die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer. Im Stadtgebiet Bielefeld werden die gebrauchten und reparaturbedürftigen Räder eingesammelt, oder die Räder werden von den Spendern zum Vereinsgelände gebracht. Ein ganz wichtiger Punkt für den Vereins ist die soziale Teilhabe, die insbesondere durch den Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Werkstatt entsteht. Und das Konzept geht auf: die Zielgruppen nehmen das Selbsthilfeangebot an. Darüber hinaus haben sich einige der ehemaligen Fahrradempfänger mit Fluchthintergrund zu zuverlässigen ehrenamtlichen Mitarbeitern in dem Werkstattteam entwickelt.

Im Jahr 2017 nahm der Verein den 200-jährigen Geburtstag des Fahrrades zum Anlass das Projekt „200“ zu starten und setzte sich das Ziel 200 Kinder- und Jugendfahrräder zu sammeln und diese an bedürftige Kinder und Jugendliche zu verteilen. Weiter sollten die Kinder aktiv in den Prozess eingebunden werden. So fanden auch Reparaturen und Übergaben der Räder an Schulen statt. Bei der Arbeit mit Schulklassen fiel sofort auf, wie konzentriert und begeistert die Kinder bei der Sache waren und an ihren Rädern arbeiteten. Über die gemeinsame Arbeit wie das Schrauben wurden auch Kompetenzen, wie z.B. Deutschkenntnisse oder die Zusammenarbeit vermittelt.

Bisher konnten durch den Verein schon über 800 Fahrräder aufgearbeitet und erfolgreich an neue Besitzerinnen und Besitzer vermittelt werden. Der Verein zeigt damit vorbildhaft, dass Mobilität verbindet und kleine Initiativen viel bewegen können und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Vision, dass sich jeder, der sich kein Fahrrad leisten kann, die Möglichkeit hat, gegen Mithilfe eins zu erhalten, ist durch den Verein Wirklichkeit geworden. Dabei ist Hilfe zur Selbsthilfe das große Ziel des Vereins und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft. 

2. Preis (5.000€):
Ludwig-Erhard-Berufskolleg des Kreises Paderborn, Schulort Büren
Projekt: EULE als Bindeglied zwischen U20 und Ü55

Voneinander und miteinander lernen, Generationen verbinden und den gegenseitigen Austausch als Bereicherung verstehen, ist ein vielversprechender visionärer Ansatz. Doch wie kann das praktisch umgesetzt werden? Eine Möglichkeit zeigt das Gemeinschaftsprojekt EULE des Ludwig-Erhard-Berufskollegs und des Caritasverbandes im Dekanat Büren e. V. auf. Der Name des Generationen verbindenden Projektes EULE steht dabei für Erleben, Unterrichten, Lernen und Experimentieren. Im Rahmen des Projektes bieten Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen der Handelsschule und der Höheren Handelsschule seit dem 2008 einmal wöchentlich in den Räumen der Schule Kurse für Seniorinnen und Senioren an.

Das Projekt EULE steht unter dem Motto „Lernen in entspannter Atmosphäre“. So können die verschiedensten Themen, wie Computer für Anfänger und Fortgeschrittene, Englisch, Russisch, Gedächtnistraining, Pokern, Basteln und Handy-/Smartphone Nutzung in einer lockeren, persönlichen Umgebung gelernt werden. Die Kurse werden in Absprache mit den Senioren von den Schülerinnen und Schülern zusammengestellt und auf die Wünsche und Vorrausetzung der Teilnehmenden abgestimmt. Nette Gespräche zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Teilnehmenden bei einer Tasse Kaffee im Café́ EULE haben nach den Kursen daher auch eine ganz besondere Bedeutung. Sowohl die Teilnahme am Unterricht in den verschiedenen Kursen als auch die im Café́ EULE angebotenen Getränke sowie die von den Schülerinnen und Schülern zuweilen selbstgebackenen Kuchen und Waffeln sind für die Senioren kostenlos.

Das tolle Konzept geht auf, seit 2008 werden die Kurse durch die „Eulen“ an der Schule erfolgreich umgesetzt. Für die Schülerlehrer bietet das Projekt die Möglichkeit, stärker mit den Senioren ins Gespräch zu kommen, andere Sichtweisen kennenzulernen und gegebenenfalls Vorurteile gegenüber der älteren Generation zu überwinden. Die Jugendlichen werden durch die Begegnung mit älteren Menschen zur Beschäftigung mit eigenen Lebensperspektiven angeregt. Die Menschen im Ruhestand haben hingegen die Möglichkeit, ihre Freizeit aktiv zu gestalten, Kontakte zur Jugend zu knüpfen und – nicht zuletzt – sich neue Wissensgebiete zu erschließen. Sie können ihre Lebenserfahrungen an die Jugendlichen weitergeben und durch außerfamiliäre Begegnungen mit Jugendlichen einen neuen Blick auf die „Jugend von heute“ erhalten.

Ein Projekt, bei dem alle profitieren. Förderpreise, wie der zweite Platz des WestfalenBewegers 2017 und die Nominierung für den Deutschen Engagement Preis 2018 unterstützen daher das Projekt.

2. Preis (5.000€):
Verein für Internationale Freundschaften e.V. Dortmund
Projekt: „Spurensuche der „Gastarbeiter Generation“: Biografien, Erzählungen, Dokumente, Prosa und Gedichte, eine Ausstellung „Glückauf in Deutschland“

Im Jahr 1964 nahmen 76 Jugendliche den langen und beschwerlichen Weg aus der Türkei auf sich, um nach einer langen Bahnfahrt im spätherbstlichen und regnerischen Ruhrgebiet anzukommen. In der neuen Heimat wurden sie dann in sogenannten Pestalozzidörfern in Dortmund und Castrop in deutschen Familien oder Zechenheimen untergebracht. Viel Zeit zum Eingewöhnen in der neuen Heimat blieb nicht: Deutschkurse, Antritt in den Werkstätten, Zuweisung von Arbeitskleidung und los ging es in den Bergbau. Ankommen und Weiterkommen – die Wanderausstellung „Glückauf in Deutschland“ (Oktober 2016- Februar 2019) des „Vereins für Internationale Freundschaften (ViF)“ präsentiert die berührenden Lebensgeschichten von neun Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben.  

Anfang der 1960er Jahre wurde in den Zechen im Ruhrgebiet für den Bergbau dringend qualifizierter Nachwuchs gesucht. Dafür sollten ausländische Gastarbeitende angeworben worden. Schon Anfang des Jahres 1965 begann die Ausbildung für die türkischen Jugendlichen an den Berufsschulen der Zechen Hansa, Germania, Erin und Emscher-Lippe. Ganz genau wussten die minderjährigen Jugendlichen damals nicht was auf sie zukam: In Deutschland wurde ohne sie festgelegt, wer von ihnen welchen Beruf ergreifen solle. In den folgenden Jahren legten sie dann ihre Knappen- und Facharbeiterprüfung ab und wurden Elektriker, Steiger, Techniker oder Ingenieure.

Aber was genau hat die Jugendlichen bewogen ihre Heimat und Familie hinter sich zu lassen und einen Neuanfang in einem fremden Land und Kultur zu wagen? In der Türkei waren die Zukunftsperspektiven für die Jugendlichen und ihre Familien schlecht. Die Arbeit und das Leben in Deutschland klangen nach einer vielversprechenden Perspektive. In der Ausstellung blicken neun Menschen der ersten Gastarbeitergeneration auf ihr Leben zurück. Während der eine sagt „Deutschland, das klang in meinen Ohren einfach gut“ bedauert ein anderer „Ich würde es nicht noch einmal machen“. Ein weiterer, der seine Jugend in den 1960er Jahren in Deutschland als neue Freiheit empfunden hat, fasst zusammen „es war eine fantastische Zeit“.

Um die vielfältigen Lebensgeschichten und Schicksale sichtbar zu machen, wurden Dokumente zusammengetragen, Fotos verglichen, aufgearbeitet, gelacht und auch das Leid nochmal erlebt. In Bezug auf die Integrationsdebatte wird dadurch deutlich, dass Nationalität und Religion kein Hindernis darstellen. Ein Stück Zeitgeschichte und ein Zeugnis von gelebter Integration wird sichtbar. Mit der Veröffentlichung ihrer Erinnerungen sowie einem Buch werden die Zeitzeugen zu Botschafterinnen und Botschaftern ihrer Generation, die den nachfolgenden Generationen Mut machen. Darüber hinaus verleihen sie ihrer eigenen Generation Würde und Identität und bereichern die Alltags- und Industriegeschichte der Region.

Der Verein für Internationale Freundschaften, ist eine Initiative von Migranten und Migrantinnen aus verschiedensten Ländern und seit 1987 in der Dortmunder Nordstadt aktiv. Die Stiftung Westfalen-Initiative unterstütze diese großartige Arbeit mit dem zweiten Preis 2016 für die Unterstützung einer zusätzlich geplanten Veröffentlichung von sowjetischen Frauenbiografien.  Die Biographiearbeit soll als Form der Identitätssicherung der Migranten und Migrantinnen anregen. Inzwischen konnten schon drei Bücher erfolgreich veröffentlicht werden. Zunächst in 2015 ein Buch begleitend zu der Wanderausstellung. Das zweite Buch galt den Frauen der ersten Gastarbeiter-Generation und aktuell ist ein Buch über die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, zumeist Russlanddeutschen, entstanden.  Es soll weitergehen – eine Initiative wurde vom ViF gestartet und wird hoffentlich mit dem Stadt-Archiv fortgeführt werden.

 

Das Ausstellungsprojekt „Glückauf in Deutschland“
Erfolgsgeschichte einer Ausstellung zur Migration im Ruhrgebiet im Bergbau. Ein Projekt des ViF zur „Spurensuche“ – Wanderausstellung

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3. Preis (2.000€):
EfI – Erfahrungswissen für Initiativen Bielefeld e.V.
Projekt: Das EfI-Projekt in Bielefeld

Den eigenen Erfahrungs- und Wissenshorizont nach dem Berufsleben weitergeben und seine Zeit sinnvoll mit bürgerschaftlichem Engagement gestalten ­– das ist die zentrale Idee des EFI- Projektes. Seit November 2012 organisieren sich die Bielefelder EFIs in dem gemeinnützigen Verein „EFI – Erfahrungswissen für Initiativen Bielefeld e.V.“ Die Personen, die sich in der nachberuflichen Phase befinden, sollen so zur sogenannten seniorTrainerin oder zum seniorTrainer qualifiziert werden. Seit 2006 konnten mittlerweile bereits sechs Jahrgänge die Qualifizierung absolvieren, die sie auf das bürgerschaftliche Engagement vorbereitet.

Konkret wird den Teilnehmenden des Programms in einer 8-tägigen kostenlosen Qualifizierungsmaßnahme geholfen, ein Projekt zu finden und zu entwickeln. Weiter werden sie darin geschult, was bei der Durchführung von neuen – meist selbst initiierten – Projekten zu beachten ist. Ferner wird bei der Planung der ersten Umsetzungsschritte Hilfestellung geboten. Im Jahr 2002 hatte das Projekt als Bundesprogramm begonnen. Vier Jahre später erklärte sich dann Nordrhein-Westfalen, neben anderen Bundesländern, dazu bereit, das Programm zu übernehmen und in verschiedenen Kommunen weiterzuführen. Die Finanzierung erfolgte jeweils zur Hälfte durch das Land und die Kommune. So war auch in Bielefeld die Diakonie für Bielefeld gGmbH als regionale EfI-Anlaufstelle zuständig.

Im Sommer 2012 stoppte das Land NRW das Projekt, weil keine Mittel mehr zur Verfügung standen. Daraufhin zog sich auch die Stadt Bielefeld aus der Finanzierung zurück. In dieser Situation haben 2012 zwölf Seniortrainerinnen und -trainer den Verein EfI – Erfahrungswissen für Initiativen Bielefeld e.V. gegründet. Über diesen gemeinnützigen Verein sollte die Finanzierung der allseits sehr geschätzten Qualifizierung für die Entwicklung neuer bürgerschaftlicher Projekte in Bielefeld weiterhin sichergestellt werden.

Die Stiftung Westfalen-Initiative unterstütze dieses bürgerschaftliche Engagement im Rahmen des WestfalenBewegerWettbewerbs mit dem dritten Platz im Jahr 2017, um den Fortbestand der qualifizierenden Treffen der Efis auch in Zukunft sicher zu stellen. Denn die gegenseitige kollegiale Unterstützung ist ein wichtiger Teil des bürgerschaftlichen Engagements. Die Möglichkeit, sich über weitere Projekte auszutauschen und die Vernetzung mit anderen Initiativen zu stärken, verbindet und schafft neue Perspektiven. Weiter können sich auch interessierte Bielefelderinnen und Bielefelder eine Mitgliedschaft im Verein beantragen oder sich mit Fragen und Anregungen direkt an den Vorstand wenden.

3. Preis (2.000€):
Bürgerstiftung Detmold
Projekt: Macht’s wie Detmold – eine ganze Stadt gemeinsam

„Macht’s wie Detmold – eine ganze Stadt gemeinsam“ ist der Projektname für ein begeisterndes Projekt der Bürgerstiftung Detmold, in dem sich eine ganze Stadt gemeinsam für die gute Sache eingesetzt hat – ein Projekt mit Vorbildcharakter. Ein Projekt, das bewegt, weil viele Themen zusammenkommen: Umweltbildung, Umweltschutz, Ressourcen schonen, recyclen, bürgerschaftliches Engagement, mit allen gemeinsam in einer Stadt Gutes bewegen, denn Erwachsene setzen sich gemeinsam mit Kindern für Zukunftsthemen ein. Bewusst wurden mit der Deutschen Telekom, der gemeinnützigen Deutschen Umwelthilfe e.V. und der gemeinnützigen Multivision e.V. bundesweite Projektpartner gewählt, um das Projekt nach Beendigung bundesweit vervielfältigen zu können. Eine Unterstützung stellte auch der dritte Platz der Stiftung Westfalen Initiative im Jahr 2017 dar, denn Macht’s wie Detmold zeigt vorbildhaft, was gemeinsam erreicht werden kann.

Dafür arbeitete die ganze Stadt Detmold gemeinsam: So wurden Kinder aus Kindergärten, Grundschulen, weiterführenden Schulen, Hochschulen, Betrieben, Unternehmen, Kirchen und alle Detmolderinnen und Detmolder aufgerufen, alte Handys zu sammeln. Angetrieben, um gemeinsam einen Rekord aufzustellen und andere Städte zu überbieten wurde so die Schonung von Ressourcen angestoßen. Weiter wurden über 2.500 Schüler in dem Thema „bewusstes Umgehen mit den Ressourcen der Erde“ durch die gemeinnützige Multivision e.V. aus Hamburg und der Bürgerstiftung Detmold geschult. Nach gut 10 Wochen stand 2017 der „Rekord einer ganzen Stadt“, und ab diesem Zeitpunkt hieß: „Macht’s wie Detmold!“. Die gesammelten Althandys, wurden dabei für die Verwendung im Zweitmarkt wiederverwertet oder für die Rohstoff-Rückgewinnung zerlegt und geschreddert.

Die Bürgerstiftung Detmold wurde im Januar 2017 der lippische Ehrenring für besonders wertvolle ehrenamtliche Arbeit verliehen. Das Projekt läuft auch aktuell weiter, da laufend alte Handys ausgemustert werden. So können Althandys einfach bei der Bürgerstiftung Detmold in den Briefkasten geworfen werden. Diese sorgen anhaltend dafür, dass die Handys fachgerecht entsorgt werden und Rohstoffe erhalten bleiben.

Der Abschlussfilm des Projekts „Macht’s wie Detmold“ zeigt die bewegende Projektdokumentation: 

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3. Preis (2.000€):
Osterdechenverein Lügde e.V.
Projekt: Der Osterräderlauf in Lügde – Vergangenheit erforschen, Wissen weitergeben

Jedes Jahr findet in der Gemeinde Lügde im Naturpark Teutoburger Wald und dem Eggegebirge ein besonderes Schauspiel statt. Am ersten Ostertag nach Einbruch der Dämmerung werden brennende Holzräder von dem Osterberg in das Tal der Emmer heruntergerollt. Was auf den ersten Blick mehr Fragen als Antworten aufwirft, stellt sich als Jahrhunderte alter Brauch heraus. Dieser wird jährlich von dem Dechenverein in Lügde organsiert und geht auf eine lange Tradition zurück.

Wie alt der Brauch nun tatsächlich ist lässt sich nicht genau nachweisen. Gut möglich ist aber, dass der Brauch bis in das Mittelalter zurück reicht und bereits dort die Feuerräder als Verabschiedung des Winters und der Dunkelheit ins Rollen gebracht wurden. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte der als heidnisch betrachtete Brauch immer wieder verschiedenste Restriktionen und Umdeutungen. Die Bevölkerung und die Dechenbrüder selbst ließen sich aber in den 250 Jahren, in denen die Räder nachweislich rollten, nicht von ihrer Tradition abbringen. Und das mit Erfolg: der heutige Osterdechenverein Lügde e.V. hat 600 Mitglieder und ist rein gemeinnützig tätig. Der Satzungszweck ist im Wesentlichen die Ausführung und Sicherstellung des Osterräderlaufes in Lügde auch in der Zukunft.

Im Jahr 2014 wurde der Osterräderlauf in Lügde dann in das Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes von NRW aufgenommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Institutionen nutzte der Osterdechenverein für die Aufnahme in das Kulturerbe dabei keine öffentlichen Mittel und finanziert sich anhaltend durch freiwillige Spenden bzw. durch ehrenamtliches Engagement. So unterstütze der dritte Platz des WestfalenBeweger Wettbewerbs den Verein bei der Einrichtung einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Historie der Osterräderlaufes in Lügde. Weiter wurde die Universität Paderborn und der entsprechende Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe als Kooperationspartner gewonnen. Gemeinsam wird so daraufhin gearbeitet, auch den Titel „Immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe“ auf Bundesebene zu erreichen.

Die dauerhafte Ausstellung des Osterräderlaufes in der sogenannten Dechenbegegnungsstätte präsentiert fortlaufend die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, um interessierten Besucherinnen und Besuchern das Brauchtum zu vermitteln. So werden auch in Zukunft die brennenden Räder in Lügde rollen und Tausende von Schaulustigen in Lügde in ihren Bann ziehen.
Der Osterräderlauf in Lügde im Jahr 2019: 

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3. Preis (2.000€):
Klinikum Gütersloh gGmbH
Projekt: Ehrenamtliche Begleitung für Patienten mit der Nebendiagnose Demenz

Etwa 10 bis 15 Prozent aller Krankenhauspatienten sind an Demenz erkrankt. Auf einen Patienten mit Demenz wirkt die klinische Welt bizarr und unverständlich. Er oder Sie wacht in einem fremden Raum ohne vertraute Gegenstände auf. Pillen schlucken, Infusionen oder Spritzen bekommen, Untersuchungsvorbereitungen erdulden – alles geschieht ohne erkennbaren Sinnzusammenhang. Um ihren Genesungsprozess zu unterstützen, brauchen diese Patienten viel mehr Hilfe und Ansprache, als andere. Das bedeutet einen hohen zeitlichen Aufwand, den die Pflegekräfte auf den Stationen im Krankenhausalltag nicht so umfassend leisten können, wie es wünschenswert wäre. Um auf die spezifischen Bedürfnisse eingehen zu können, kümmern sich im Klinikum Gütersloh deshalb, neben den Ärzten und Pflegekräften, auch ehrenamtliche Patientenbegleiterinnen und Begleiter um Patienten mit der Nebendiagnose Demenz:

„Wir geben unseren Patienten mit Demenz das Gefühl von größerer Sicherheit und fördern sie intensiv. Dabei unterstützen wir die Pflegekräfte und Angehörigen mit einem sehr wichtigen Gut: Zeit“, sagt Demenz-Coach Katja Plock, die die Einsätze der Ehrenamtlichen unterstützt und koordiniert. Dafür sind über 30 Ehrenamtliche im Klinikum Gütersloh aktiv. Sie besuchen die Patienten regelmäßig auf ihrem Zimmer, unterhalten sich mit ihnen und versuchen, sie durch Bücher, Bilder und Spaziergänge zu aktivieren. Rund eine Stunde lang nehmen sie sich für jeden demenziell erkrankten Patienten Zeit und beschäftigen sich intensiv mit ihm.

Für die kostenlose Schulung der Ehrenamtlichen, die nötig ist, um im Klinikum Gütersloh aktiv zu werden, erhält jeder Demenzbegleitende vorab eine ausführliche und fachkundige Einarbeitung, die sich mit der Demenz als Krankheitsbild, vor allem aber mit der Beobachtung und dem Umgang mit erkrankten Menschen befasst. Die Stiftung Westfalen Initiative unterstütze das bemerkenswerte Projekt 2017 mit dem dritten Platz beim WestfalenBeweger Wettbewerb, um diese Schulungen auch fortlaufend zu ermöglichen und weitere Ehrenamtliche für das Projekt anzuwerben. Weiter wurden Beschäftigungs- und Aktivierungsmaterialien speziell für Menschen mit Demenz angeschafft.

3. Preis (2.000€):
Jugend-und Familiendienst Rheine e.V. 
Projekt: Ehrenamtlicher Patientenbegleiter

Bürgerschaftliches Engagement ist in der heutigen Zeit, bei knapper werdenden Sozialleistungen und Aussetzung des Zivildienstes, wichtiger denn je. Das Ehrenamt hilft hier entscheidend, wie ein Blick nach Rheine und auf die Initiative „Ehrenamtliche Patientenbegleiter“ Jugend- und Familiendienst Rheine e.V. zeigt.

Seit einigen Jahren treffen sich hier fünf Ehrenamtliche, um die Initiative „Ehrenamtliche Patientenbegleiter“ in Rheine aufzubauen und zu etablieren. Die Ehrenamtlichen haben es sich zur Aufgabe gemacht, hilfsbedürftige, alleinstehende Menschen bei Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten zu begleiten. Sie geben den Patienten Sicherheit und emotionalen Beistand auf Wegen, die sie sich nicht mehr alleine zutrauen. Bei den regelmäßigen Treffen werden die Ehrenamtlichen zu verschiedenen Themen geschult und haben die Möglichkeit sich auszutauschen und ihre Planungen voranzutreiben.

Weiter werden Begleitungen zu Arztbesuchen und ambulanten Operationen durchgeführt. Diese Begleitungen sind für den Patienten kostenfrei und werden ehrenamtlich durchgeführt. Für Schulung und begleitende Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aufwandsentschädigung für die Ehrenamtlichen, Öffentlichkeitsarbeit, sowie Personal- und Verwaltungskosten ist die Initiative auf Unterstützung angewiesen. Das Preisgeld des WestfalenBeweger Wettbewerbs konnte dafür genutzt werden und das weitere Fortbestehen des bemerkenswerten Engagements sichern.

Ein Projekt mit Erfolg, denn die Rückmeldungen der begleiteten Patienten sind durchweg positiv. So melden sich die Menschen, die die Hilfe des Vereins in Anspruch genommen haben, regelmäßig wieder bei der Initiative.